Erschaffen

Die Zukunft des Schreibtischs

Ein letztes Guten Morgen lieber Interessent.

Bevor ich dir nun schlussendlich den ersten 1:1 Prototypen meines Projektes zeige und damit auch die Frage danach, ob verloren gegangene Qualitäten für die Zukunft vielleicht wieder von Wert sein könnten und man vielleicht sogar auf das schon Dagewesene aufbauen kann indem man es an die heutige Zeit anpasst, beantworten werde, möchte ich im Anschluss an meinen vorherigen Blog-Artikel noch die Frage nach den hinzugekommenen Qualitäten klären.


Thema heute: Qualitäten zukünftiger Schreibtische


Ohne Zweifel sorgte die Digitale Revolution seit dem Ausgang des 20. Jahrhunderts für einen bisher nie da gewesenen Umbruch in fast allen Bereichen der Arbeitswelt. Eine nahezu grenzenlose Kommunikation rund um die Welt ist heute für den Großteil der Menschen Standard oder zumindest aber im Bereich des möglichen. Das Erstellen, Verwalten und Archivieren von digitalen Daten erfolgt heute mit einer Geschwindigkeit und Einfachheit, die im rein analogen Zeitalter unvorstellbar gewesen ist. Archivieren nennt man heute Speichern. Ein ganzes Archiv passt mittlerweile in die Hosentasche und wird in Zukunft sogar in einer Wolke schweben. Kurz auf den Punkt gebracht besteht die größte hinzugekommene Qualität für die Arbeit im Büro in der Ersparnis von Arbeitsmaterial, Arbeitsutensilien, Arbeits- und Speicherraum.

Was den wenigsten Menschen jedoch bewusst zu sein scheint, ist die Tatsache, dass wir uns zurzeit mitten in der Übergangsphase vom Analogen zum Digitalen befinden. Die direkte Folge daraus besteht darin, dass wir mit digitalen Arbeitsutensilien praktisch noch an Schreibtischen für analoge Arbeitsutensilien sitzen. Erschwert wird die Lösung dieses Problems außerdem dadurch, dass gerade noch nicht wirklich abzusehen ist welche unsere zukünftigen Arbeitsutensilien sein werden. Die Entwicklung neuer Technologien erfolgt seit einigen Jahren sehr viel schneller als die Anpassung der gesamten Welt drum herum möglich ist. Dies wird besonders bei den Schreibtischen, oder vielleicht sollte man sie ab hier besser Arbeitstischen, sichtbar.

Die ersten Desktop PCs brachten direkte Folgen für die damaligen Arbeitstische mit sich. Die tiefen Röhrenbildschirme beanspruchten sehr viel Platz. So entstand einerseits der Computertisch, der sich durch eine ausziehbare Tastaturebene auszeichnete und andererseits der Eckschreibtisch, der sehr viel Platz nach hinten lies. Aus ergonomischen Gründen wurde gleichzeitig eine minimale Arbeitsfläche für Computer-Arbeitsplätze festgelegt. Auf den Röhrenbildschirm folgte der Flatscreen, dann der Laptop und nun das Tablet. Eine Anpassung der Arbeitstische selbst fand allerdings nicht mehr wirklich statt. Einen Versuch den Arbeitsplatz für die Nutzung eines zu tief stehenden Laptop(bildschirms) ergonomischer zu gestallten gibt es seit geraumer Zeit in Form eines vom Tisch unabhängigen Gadgets, dem Laptop-Stand.

Und genau bei dieser Problematik treffen die zwei Schwerpunkte - Materialität und Funktionalität - meines Projektes in positiver Form aufeinander.

Während meiner Recherche zum Thema Stoff, und im Besonderen zum Thema Filz, bin ich auf das innovative Material NITONA der M&K Filzfabrik gestoßen. Es handelt sich hierbei um einen Faserverbundstoff, der durch thermische Verpressung des Rohvlieses zu einer steifen Platte wird, welche alle von mir gesuchten Qualitäten - haptische und optische Wärme sowie die Richtwerte, die an das Tischplattenmaterial von Arbeitstischen gestellt werden - erfüllt. 

Nitona hat noch eine weitere Eigenschaft, die ich von sonst keinem steifen Material kenne: durch einen nicht durchgehenden Keileinschnitt in die Platte lässt sich die Platte, ohne den Gebrauch von zusätzlichen Scharnieren, klappen ohne dass man dies auf der immernoch intakten durchgängigen Vorderseite sieht. Diese Eigenschaft hat die Idee meines in den Tisch integrierten Features in einer Art und Weise ermöglicht, wie ich sie mir vorher überhaupt nicht vorstellen konnte, geschweige denn etwas Ähnliches mal gesehen hätte. Eine automatisch hochfahrender Teil der Tischplatte bietet einerseits eine höher liegende und somit ergonomischere Abstellmöglichkeit für den Laptop, andererseits ein darunter liegendes Staufach für Tastatur, Maus, Stromkabel sowie integrierte Steckdosen. Die Unterseite der hochfahrenden Platte ist mit einer OLED-Leuchte bestückt und dient somit gleichzeitig als Schreibtischlampe. 

Für den Rest lasse ich Dich an dieser Stelle mit den Bildern alleine und hoffe, dass du daran genauso Gefallen findest wie ich. Für mich geht es jetzt mit dem Ende des Wettbewerbs weiter in die nächste Runde, denn wie gesagt handelt es sich erst um einen ersten Prototypen und dem Wesen des Prototypen ist nunmal eigen, dass es noch an manchen Stellen der Verbesserung bedarf.

Ich möchte mich noch herzlich bei der Firma M&K Filzfabrik für die theoretische Unterstützung sowie die Nitona-Platte bedanken, die mir den Bau eines Prototypen überhaupt erst ermöglichte.

Ebenfalls gilt mein Dank den Auslobern des Wettbewerbes, die es ermöglicht haben, dass ich mein Projekt hier vorstellen und die Entwicklung der anderen Projekte mitverfolgen durfte.

Mein letzter Dank geht an Dich, lieber Interessent. Ich hoffe, dass dir die Lektüre meiner zugegebenermaßen etwas umfangreicheren theoretischen Konzeptentwicklung aus der Geschichte des Büros heraus gefallen hat und du vielleicht noch die ein oder andere Wissenslücke zum Thema Büro hier schließen konntest.

Wir sehen uns auf der Heimtextil 2019, so oder so.

Liebe Grüße von der Mosel,

Charel









 

 

 

 

charelhermes

Hochschule Trier