Erschaffen

Qualitäten alter Schreibtische

Guten Morgen lieber Interessent.

Heute dann mein vorletzter Blog-Artikel und der letzte zum Recherche- beziehungsweise Analyse-Teil, ohne dessen etwas tiefergreifender Erklärung das Konzept meines Projektes nicht wirklich schlüssig gewesen wäre und man meinen Weg zum Endprodukt hin vielleicht nicht richtig hätte nachvollziehen können.



Thema heute: Qualitäten historischer Schreibtische



Am Anfang meines Projektes stand eine umfangreiche Recherche, welche sich zunächst mit der historischen Entwicklung des Büros beschäftigte. Hauptaugenmerk waren hierbei die unterschiedlichen Anforderungen, Arbeitsutensilien und Qualitäten von historischen Schreibtischen. Es ergaben sich folgende Fragestellungen für mich:

1. Welche Qualitäten sind über die Zeit verloren gegangen?
2. Welche Qualitäten sind über die Zeit hinzugekommen?
3. Können verloren gegangene Qualitäten für die Zukunft von Wert sein und kann man vielleicht sogar auf das schon Dagewesene aufbauen indem man es an die heutige Zeit anpasst?

Analysiert man historische Schreibtische, findet man ziemlich schnell heraus, dass die modernen Schreibtische nicht mehr allzuviel mit ihren Vorgängern zu tun haben, da sie praktisch all ihre Eigenheiten, die sie zu ihrer jeweiligen Zeit als Schreibtisch erst ausgezeichnet haben, eingebüßt haben, womit auch ihre ganz eigenen Qualitäten verloren gegangen sind. Im Folgenden werde ich diese nicht mehr vorhandenen Qualitäten kurz erläutern:

An erster Stelle, die Haptik. Ein Großteil der historischen Schreibtische war an der Stelle des Tisches, an der man gearbeitet hat, mit einem grünen Stoff überzogen. Leider konnte ich bisher nicht wirklich viel über diesen besonderen Stoff herausfinden, abgesehen von einer Vielzahl an Namen: Friese, Flaus und Boi beispielsweise. Als vergleichbaren Stoff kennt man heute den Stoff, mit dem Spiel- und Billard-Tische bezogen sind. Die Qualitäten der mit Stoff bezogenen Tischplatte, im Gegenteil zu den heutigen kalten Holz-, Glas- und mit Kunststoff überzogenen Tischplatten, liegen darin, dass Stoff sowohl warm als auch weich ist und somit der menschlichen Haut in gewisser Weise schmeichelt und ein angenehmes Gefühl beim Berühren vermittelt.

An zweiter Stelle und unter anderem ebenfalls mit dem Stoff verknüpft, die Optik. Auch aus farblicher Sicht waren die historischen Schreibtische viel "wärmer" als die heutigen weiß- und gräulich monotonen Arbeitsflächen. Auf der einen Seite der gerade angesprochene Stoff, der meistens grün war und somit aus farbpsychologischer Sicht eine beruhigende Wirkung auf den Menschen ausgeübt hat - nicht umsonst werden Menschen, die unter den modernen Arbeitskrankheiten leiden, von ihren Ärzten aufgefordert viele Spaziergänge in der Natur und idealerweise im Wald zu unternehmen. Auf der anderen Seite das Holz, meist rötlich und durch seine ganz eigene Maserung schon selbst eine Art Verzierung. 

Ein weiteres Manko der heutigen Schreibtische: fehlende integrierte "Features". Im Vergleich zu heute gab es proportional gesehen viel mehr Stehtische und fast alle Schreibtische, ob für den stehenden oder sitzenden Gebrauch, hatten integrierte Funktionen, welche die Arbeit erleichtern sollten: klappbare, neigende, ein- und aus-, hoch- und runterfahrbare Arbeitsflächen. Ohne den Begriff der Ergonomie, der erst 1857 erstmalig von dem polnischen Wissenschaftler Wojciech Jastrzebowski verwendet und definiert wurde, zu kennen, lag den Gestaltern/Schreinern dieser Möbel schon viel daran den Menschen, die Nutzung möglichst angenehm zu gestalten.

Im nächsten und damit auch letzten Blog-Artikel werden wir die über die Zeit hinzugekommenen Qualitäten noch kurz unter die Lupe nehmen bevor ich dir schlussendlich meinen Prototypen präsentieren und im selben Schritt auch die Antwort auf die weiter oben genannte dritte Fragestellung geben werde.























charelhermes

Hochschule Trier